Die Grevenbroicher spielen als Bezirksliga-Aufsteiger eine gute Saison, dennoch waren sie im Halbfinale gegen die Landesliga-Fußballer der HSG klarer Außenseiter. Warum es dennoch zum Einzug ins Endspiel gegen Jüchen reichte.
Dass die Sportanlage Süd im Grevenbroicher Ortsteil Neuenhausen am Mittwochabend zur Partymeile wurde, das hatte mit einem Fußballspiel zu tun. Das zweite Halbfinale des Kreispokalwettbewerbs stand auf dem Programm und in das ging der gastgebende 1. FC Grevenbroich-Süd, der im vergangenen Sommer gerade erst wieder in die Bezirksliga zurückgekehrt ist, gegen den überaus ambitionierten Landesligisten Holzheimer SG als krasser Außenseiter. Doch wie schon so oft in allen nur erdenklichen Pokalwettbewerben schaffte es der Außenseiter, dass die gegebenen Leistungsunterschiede in einer Partie keine Rolle spielten. In einem ebenso spannenden wie unterhaltsamen Match setzten sich die Grevenbroicher mit 5:4 (2:1) durch und schafften so überraschend den Einzug ins Endspiel gegen den VfL Jüchen/Garzweiler, das am Ostermontag im Grevenbroicher Schlossstadion über die Bühne gehen soll.
„Von zehn Spielen gewinnen wir vielleicht eins gegen Holzheim. Das war am Mittwoch dieses eine Spiel“, meinte Botan Melik, der die Südstädter erst in der Wintervorbereitung übernommen hatte. „Für die kurze Zeit, die ich erst bei der Mannschaft bin, haben wir schon eine tolle Entwicklung genommen.“ Melik war sich im Vorfeld zwar der deutlichen Außenseiterrolle bewusst, doch gerade deswegen tat er alles, um die Chancen seiner Mannschaft zu erhöhen. Und bei seiner akribischen Vorbereitung entging ihm natürlich nicht, dass die Holzheimer aktuell ein Defensivproblem haben. Nach dem guten Jahresstart mit Siegen gegen Kapellen (4:1) und Mennrath (6:0) setzte es in Unterrath und daheim gegen Remscheid die beiden ersten Niederlage unter Trainer Jesco Neumann, wobei die HSG satte neun Treffer kassierte.
„Wir wollten schon Fußball spielen, waren uns aber auch bewusst, dass wir die erste Welle überstehen müssen. Insgesamt haben wir versucht, sehr variabel zu spielen und sind auch viel über Standards gekommen“, erklärte Melik. Das mit den Standards hat jedenfalls gut geklappt, vieren der fünf Süd-Tore ging eine entsprechende Situation voraus. Sehr zum Verdruss von HSG-Coach Jesco Neumann: „Da hat uns einfach die letzte Konsequenz gefehlt. Wenn es in der Box Mann gegen Mann geht, müssen wir einfach enger dran sein. Es kann einfach nicht sein, dass wir in den beiden letzten Spielen zehn Gegentore kassieren.“ Wobei die Partie eigentlich perfekt für seine Mannschaft begonnen hatte. Nach einem Ballverlust der Gastgeber schalteten die Holzheimer schnell um und gingen durch Winterzugang Joel Aschenbroich, der schon am Sonntag gegen Remscheid zweimal getroffen hatte, nach einer knappen Viertelstunde in Front.
Überraschung ist perfekt
Doch nur wenig später kam es dann zu einer für den weiteren Spielverlauf entscheidenden Szene. Als ein Südstädter im Strafraum aus kurzer Distanz zum Tor abzog, bekam Holzheims auf der Linie stehende Fawad Mirzada den Ball an die Hand. Der Schiedsrichter unterstellte Absicht, gab ihm Rot und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Doch nach dem Ausgleich durch Berkay Köktürk kam es kurz vor der Pause noch schlimmer für die Gäste. Nach einer Ecke traf Emre Demirbolat in der Nachspielzeit zum 2:1. Als dann wenige Minuten nach dem Seitenwechsel sogar das 3:1 fiel, schien der Favorit stark angenockt.
Doch wie schon am Sonntag gegen Remscheid bewiesen die Holzheimer Moral und kämpften sich wieder heran, trafen ihrerseits nach zwei Standards durch Paul Wolf. „Der Spirit hat wieder gestimmt. Wir waren aggressiv und laufstark. Aber als das Momentum nach dem Ausgleich auf unserer Seite war, haben wir viel zu schnell wieder ein Tor kassiert“, sagte Neumann. Kollege Botan Melik monierte auf der anderen Seite, dass seine Jungs im Angesicht der klaren Führung zu selbstgefällig geworden seien. Das 3:3 war dann aber offenbar der nötige Weckruf. In einer hitzigen Schlussphase gelang Holzheim der Anschluss zum 4:5 zu spät. Die Überraschung war perfekt, die Süd-Anlage wurde zur Partymeile.